Meisterwort

Meisterwort Juli

Meine lieben Brüder,

Ihr seid hoffentlich alle entspannt und zufrieden bei schönstem Hamburger Sommerwetter! Die Sommertreffen sind sehr schön angelaufen und bleiben als Angebot für alle, die sich über das Aufrechterhalten des donnerstägigen Logenabends freuen. Angebote für Sommerlogen vom Distrikt gibt es auch. Und wir treffen Vorbereitungen für das kommende Maurerjahr. Dabei werden schon die Warnsirenen getestet: COVID kommt wieder stärker, wenn wir uns bei schlechterem Wetter mehr drinnen aufhalten. Die Maskenpflicht könnte zurückkehren, die Maskenempfehlung besteht definitiv. Das Wort „Lockdown“ wird wieder in den Mund genommen. Aber auch das, meine lieben Brüder, werden wir gut überstehen.

Ich bin gerade bei meiner Familie in Texas, um sie zu sehen und jeden Tag mexikanisches Essen sowie ein Dr. Pepper zu genießen. Vorgestern sagte unsere Kellnerin, als sie hörte, dass wir in Deutschland wohnen: „Mensch, die armen Europäer, die gerade diese Hitze auch dort haben – aber ohne Klimaanlage!“

Dabei staune ich immer noch, dass man an einem Ort, wo es den ganzen Sommer so schrecklich heiß und fast immer wolkenlos ist wie in Dallas, vor der Klimaanlage überhaupt wohnen konnte. Gestern hatten wir immerhin ausnahmsweise Wolken! Die Temperatur blieb auch unter 40°, obwohl hier letzte Woche Temperaturen von bis zu 46° herrschten. Man kann es nicht wegdiskutieren: die reine Natur hier ist nicht kuschelig und niedlich, sondern eher bedrohlich und mitunter sogar tödlich.

Ein Blick auf die Durchschnittshöchsttemperaturen zeigt, dass diese in den Sommermonaten knapp unter Körpertemperatur liegen, was ich aus meiner Erfahrung eigentlich nicht bestätigen kann, aber die jahrelange Aufschreibung soll hier Vorrang vor meinen subjektiven Eindrücken bekommen: wir haben etwa 36° im Juli.

Im 19. und frühen 20. Jahrhundert wuchs die Stadt langsam aus dem Nichts und erlebte zudem einen Boom, als die Stadtverwaltung die Kreuzung zweier großer Eisenbahnlinien dorthin verlegen ließ. Das Überleben in der Prärie – gerade bei den sommerlichen Temperaturen – war nur durch Zusammenarbeit möglich. Die Siedlermentalität, dass man sich grundsätzlich um sich und seine Familie kümmert, aber jederzeit auf Hilfe der Nachbarn angewiesen sein könnte, führte zu einem Gefühl der Zusammengehörigkeit und einer Hilfsbereitschaft, die überlebensnotwendig war.

Mit der Einführung von Wasser- und Stromversorgung wurde es dann möglich, wesentlich mehr Menschen unabhängig eine Heimat zu bieten. Eine Städtermentalität des Individualismus bildete sich im späteren 20. und 21. Jahrhundert heraus, genährt von Wildwestfilmen und den Anekdoten, wie die Kultur einst gewesen sein soll.

Das gegenwärtige texanische Stromnetz ist unabhängig von den übrigen Stromnetzen, weil wir Texaner nicht wollten, dass wir jemandem auf Bundesebene unterstehen. Stattdessen soll es vom Bundesstaat geregelt werden, was gut funktionieren kann, wenn man fähige Leute hat, die sich dem Gemeinwohl verpflichtet fühlen. In den letzten Jahren brach das Stromnetz schon mehrfach zusammen und erwies sich als ungeeignet, Temperaturextremen standzuhalten: Der große Wintersturm 2021 brachte partielle Stromausfälle über Wochen bei einer Kälte, wie sie sonst hier gar nicht vorkommt. Dieses Jahr wird davor gewarnt, dass das Netz im Sommer erneut zusammenbrechen werde, wenn wir unseren Verbrauch nicht selbst reduzieren. An solchen Fällen des Zusammenbruchs merkt man, wie leicht die Fassade der Zivilisation bröckelt, wenn das System versagt. Und das ganz ohne einen Krieg.

In dem Moment sieht man, welche Nachbarn sich in die Kette der Helfer stellen und welche sich zu plündernde Banden zusammentun: setzen wir auf unsere etablierten Strukturen oder schauen wir in einer Umgebung von Knappheit zuerst auf unseren eigenen Vorteil? Wenn mir nahestehende Menschen leiden und sich vielleicht in Lebensgefahr befänden, hätte ich dann noch die Geduld und das Vertrauen, dass ein wie auch immer geartete System sich ausreichend um sie kümmern würde?

Am Samstagmorgen werde ich mit meinem Vater die Aufnahme von drei Kandidaten in seiner Loge erleben. Sie werden nacheinander aufgenommen und dann gemeinsam unterrichtet; ein Frühstück gibt es um 9.00 Uhr und die Aufnahmen im Anschluss. Es wird für mich interessant, denn bisher sah ich Aufnahmen nur in der abendlichen Logenarbeit. Am gleichen Abend gehe ich mit meiner Tochter zu einem Rockkonzert, wo wir in der glühenden Hitze mit ein paar tausend anderer Fans Musik genießen und viel schwitzen werden.

Das Logenleben bei Absalom bleibt vielfältig. Die Donnerstagabende werden wie angekündigt im ersten Halbjahr etwas TA-lastig sein, denn die Brüderschaft hat einen Nachholbedarf. Dadurch kommen manche andere Veranstaltungen etwas kurz oder müssen an anderen Wochentagen angeboten werden, trotz unserer Bemühungen, uns auf den Donnerstag zu beschränken. Ich bitte um Euer Verständnis dafür! Es tut mir einerseits leid, andererseits finde ich es hocherfreulich, dass bei den sich ergebenden Planungsschwierigkeiten so viele Brüder an unseren Treffen teilnehmen. Dadurch können wir diese selbst an einem Montag oder am Wochenende zu einer soliden Absalom-Veranstaltung machen. Ich danke auch den Beamten für ihre Hingabe und Flexibilität! Ihr seid es, die unsere geliebte Loge stark in die Zukunft tragen.

Es geschehe also.

Euer trvb. Br.

Jedidiah M. Harris